Russland & Ukraine – Was kommt noch auf deutsche Unternehmen zu? Eine Empfehlung von WB Risk Prevention Systems.

Dass es mit der russischen Invasion in die Ukraine vor unserer eigenen Haustür einen Angriffskrieg gibt, stellt ganz Europa vor neue Herausforderungen. Bundeskanzler Olaf Scholz sprach von einer „Zeitenwende„, politische Kommentatoren und Autoren sprechen von einer neuen Epoche der „Weltunordnung“.

Militärische Eskalationen, nukleare Bedrohungen, potenzieller Einsatz von Chemiewaffen, hybride Angriffe und Gas-Stopps schien es immer nur sehr weit weg von uns zu geben. Aber spätestens, seitdem Themen wie z.B. mögliche Abschaltkaskaden („Frühwarnstufe im Gas-Notfallplan ausgerufen„) oder Chaos beim Rohstoffhandel (z.B. „Die weltgrösste Nickelbörse schützt Spekulanten, die vom Krieg kalt erwischt wurden„) diskutiert werden, dämmert es den hiesigen Unternehmen, dass die aktuellen Entwicklungen ein Risiko auch für unsere Stabilität bedeuten können.

Was ist in den kommenden Monaten noch zu erwarten? Auf was müssen wir uns einstellen und was ist zu tun? 

Zurzeit stehen vor allem tagesaktuelle Probleme im Vordergrund, wie z.B. „wo bekomme ich Rohstoffe her?“, „komme ich auch in Zukunft noch an Zahlungen beispielsweise internationaler Anlagenbau-Konsortien mit russischer Beteiligung?“, „kann ich die gestiegenen Energiekosten an meine Kunden weitergeben“, „wenn ich meine Kunden jetzt nur verspätet beliefern kann, zählt dann dann eigentlich die Force Majeure-Klausel?“ usw.

Oftmals reagiert man mehr auf Entwicklungen, als den strategische Blick nach vorne zu richten und zu versuchen, auf das, was kommen mag, vorbereitet zu sein. Natürlich hat niemand eine Glaskugel, um die Zukunft präzise vorherzusagen. Bedeutet diese Ungewissheit aber, dass man „nur auf Sicht fahren kann“ bzw. „gezwungen ist, sich durch die aktuellen Ereignisse treiben zu lassen“.

Wie haben dazu eine klare Empfehlung: Trennen Sie die beiden Themen „tagesaktuelle Probleme“ von dem „strategischen Blick“, in dem Sie zwei Tasks Forces in Ihrem Unternehmen einrichten

  1. Eine „Emergency Task Force“, die sich auf die tagtäglichen Entwicklungen und deren Auswirkungen auf Ihre Funktionalität, Standorte & Gesellschaften sowie Mitarbeiter fokussiert.
  2. Eine „Strategische Task Force“, die Ihr Unternehmen auf die Auswirkungen (Gas-Stopp, Lieferketten- und Kundenausfälle, wirtschaftspolitische Hemmnisse) vorbereitet bzw. Worst Case Szenarien modelliert.

Zwischen beiden Gruppen sollte es zwar definierte Schnittstellen, aber keine personelle Überschneidungen geben. Beide sollen sich voll auf ihre Aufgaben und Zielsetzungen konzentrieren:

  • Die Emergency Task Force auf die Eindämmung aktueller schädlicher Entwicklungen,
  • Die Strategische Task Force auf die Modellierung relevanter Szenarien.

Warten oder aktiv werden?

Unsere Erfahrungen aus Krisengebieten zeigen, dass es schlichtweg nicht ausreicht bzw. zu spät ist, nur auf „die Politik“ zu warten, um zu wissen, welche Vorbereitungsmaßnahmen einzuleiten sind. Zudem findet auf dieser Ebene nur selten ein offener und „praktischer“ Austausch mit eher informellem Charakter statt. Stattdessen erfolgen Absprachen vornehmlich auf „theoretischer“ Ebene, auch um die eigene juristische Position abzusichern.

Im internationalen Umfeld bzw. in Krisen- & Kriegsgebieten, in denen unvorhergesehene und ungeplante Ereignisse keine Ausnahme, sondern tägliche Regel sind, verhalten sich Unternehmen daher oft anders, wie z.B.

  • die permanente Entwicklung und Anpassung unterschiedlicher Szenarien,
  • das Führen zahlreicher informeller Gespräche mit anderen Betroffenen,
  • der offene und vertrauliche Austausch mit Unternehmen aus anderen Regionen, Unternehmensgrößen und Branchen,
  • der Blick auf Entwicklungen, die ganz woanders stattfinden, mir aber als Frühwarnindikatoren dienlich sind, und auf „Best-Practice-Beispiele“, die ich ganz oder teilweise auf mich übertragen kann,
  • die Einbindung von Mitarbeitern, die auf Basis z.B. von Erfahrungen im Umgang mit Notfällen und Befolgen von Befehlsketten anstatt der Zugehörigkeit zu bestimmten Hierarchien helfen können.

Welche Entwicklungen sollten wir aber über unsere erprobten Abläufe hinaus im Auge behalten? Auf welche Szenarien müssen wir uns vorbereiten, für die wir noch keine Pläne haben?

Gerade mittelständische Unternehmen berichten uns von einer zunehmenden Überlastung des Managements, da z.B. Kunden und Lieferanten nur noch mit der „obersten Entscheiderebene“ sprechen wollen. Zahlreiche Mitarbeiter seien zudem überfordert und/oder aus der Angst, Fehler zu machen, in ihren Entscheidungen gehemmt. Manche Manager vergleichen die Situation in ihrem Betrieb sogar mit „einem kopflosen Hühnerhaufen“ oder „mit blindem Aktionismus“. Obwohl bereits für das eine oder andere Thema erste Schritte eingeleitet und Mitarbeiter mit entsprechenden Planungsarbeiten betraut seien, hätte man den Eindruck, dass viele den Kopf eher in den Sand stecken und mögliche Konsequenzen ausblenden würden, ganz nach dem rheinischen Motto „et kütt wie et kütt und et hätt noch immer jot jejange“. Anders ist es auch schwer zu interpretieren, dass einige Unternehmen, denen wir bereits am 24.02., also dem Start der russischen Invasion, die Modellierung eines Szenarios „Gas-Stopp“ empfohlen hatten, sich nun überrascht zeigen, dass die Frühwarnstufe des Notfallplan Gas vier Wochen später auch tatsächlich vom Bundeswirtschaftsminister ausgerufen wurde…

Die Stärke vieler Unternehmen in Deutschland ist, dass wir in den letzten Jahrzehnten immer fokussierter und spezialisierter geworden sind und uns immer “effizienter” restrukturiert haben. Damit waren wir über Jahre hinweg optimal aufgestellt und gelten weltweit (nicht grundlos) als Planungsweltmeister und Perfektionisten routinierter Abläufe.  

Aber wie passt das zu dem Umgang mit Imponderabilien? Wie bereitet man sich und die Mitarbeiter auf einen längerfristig andauernden Zustand vor, der von Überraschungen, Unvorhergesehenem und Unbekanntem gekennzeichnet ist? 

Wir möchten Ihnen gerne anbieten, sich mit uns auszutauschen und mit uns gemeinsam „über den Tellerrand“ hinauszublicken. Gerne stehen wir bereit, Ihnen Empfehlungen zu den (aus unserer Sicht) sinnvollen Maßnahmen und dem Umgang mit unwägbaren Gegebenheiten zu geben. Wir unterstützen Sie beim Aufbau entsprechender Strukturen in Ihrem Unternehmen. Melden Sie sich bei Bedarf unter +49 234 9041836-30 oder enquiry@risk-prevention-systems.com